Offener Brief an den Schweizerischen Nationalfonds (SNF), die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) und die Leitungen der Schweizer Universitäten und Fachhochschulen.
Wie der Fall der Nichtanstellung einer hochqualifizierten afroschweizerischen Forscherin in einem SNF-Projekt zur Thematik von Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus wieder einmal gezeigt hat, bestehen beim Zugang zu solchen Stellen nach wie vor zahlreiche Barrieren und Hindernisse für Frauen, nicht-weisse Personen oder Personen mit Migrationshintergrund.
Als Forschende in den Sozial- und Geisteswissenschaften sind wir sehr besorgt über den Mangel an Diversity und Gleichberechtigung in akademischen Positionen auf allen Ebenen in unseren Disziplinen in der Schweiz. Die mangelnde Diversity beim akademischen Lehr- und Forschungspersonal führt zudem zu einer relativen Homogenität der wissenschaftlichen Perspektiven, die viele legitime wissenschaftliche Fragen und Orientierungsbedürfnisse einer zunehmend vielfältigen und global vernetzten Schweizer Gesellschaft nicht oder nur unzureichend aufgreifen.
Wir sind uns bewusst, dass in Hochschulen bereits Massnahmen zur Förderung der Diversity und der Gleichstellung existieren. Wir fordern aber die Universitäten, Fachhochschulen, den SNF und die SAGW auf, mehr Mittel für eine effektive Umsetzung dieser Massnahmen einzusetzen. Wir fordern ausserdem die folgenden zusätzlichen Maßnahmen:
Universitäten und Fachhochschulen sollen alle Mitarbeitende, die andere Personen anstellen, verpflichten, sich über die Wirkungsweise von Ungleichheiten in Bezug auf Gleichstellungs- und Diversity-relevante Aspekte des Rekrutierungs- und Berufungsverfahrens weiterzubilden. Ergänzend oder alternativ dazu sollten Vertretende aus Gleichstellungs- und Diversitybüros in die Evaluation von Bewerbungsdossiers miteinbezogen werden.
Es sollte eine wissenschaftliche Untersuchung über den aktuellen Stand der Diversity beim wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrpersonal sowie bei den vom SNF in den letzten Jahren unterstützten Forschungsprojekten durchgeführt werden.
Universitäten, Fachhochschulen, der SNF und die SAGW müssen die (oft unbewussten, aber durchaus einflussreichen) Diskriminierungen von Personen, die Rassismus und/oder Sexismus und/oder andere Formen von Diskriminierung erfahren, wirksamer bekämpfen.
Premières signatures /Erstunterzeichner:innen
- Antoine Acker, Professeur UNIGE
- Nathalie Amstutz, Professeure FHNW
- Alexandra Attia, Post-doc FNS UNIFR
- Debjani Bhattacharyya, Professeure UZH
- Christa Binswanger, Professeure UNISG
- Sandra Bott, Professeure as. UNIL
- Stefanie Boulila, Professeure Hochschule Luzern
- Géraldine Bugnon, Professeure UNIFR
- Ruramisai Charumbira, Professeure Western University, London, Ontario
- Bernhard Schär, Professeur UNIL
- Viviane Cretton Mballow, Professeure HES-SO Valais-Wallis
- Jovita Dos Santos Pinto, Doctorante UNIBE
- Bouda Etemad, Professeur honoraire UNIL
- Noemie Etienne, Professeure Univ. Wien
- Harald Fischer-Tiné, Professeur EPFZ
- Juan Flores Zendejas, Professeur UNIGE
- Isis Giraldo, lectrice UNIL
- Sébastien Guex, Professeur honoraire UNIL
- Alix Heiniger, Professeure as. UNIFR
- Aline Helg, Professeure honoraire UNIGE
- Anelis Kaiser Trujillo, Professeure Univ.Freiburg i.Br.
- Cynthia Kraus, MER UNIL
- Stefanie Tamara Kurt, Professeure HES-SO Valais-Wallis
- Anne Lavanchy, Professeure as. HES Genève
- Barbara Lüthi, Senior scholar Uni Leipzig
- Pauline Milani, lectrice UNIFR
- Nayansaku Mufwankolo, Maître d’enseignement, Déléguéx à l’inclusivité, HEAD GE
- Pamela Ohene-Nyako, Assistante UNIGE
- Mohammad-Mahmoud Ould Mohamedou, Professeur IHEID
- Sara Petrella, Post-doc FNS UNIFR
- Patricia Purtschert, Professeure UNIBE
- Davide Rodogno, Professeur IHEID
- Caroline Rusterholz, Professeure as. IHEID
- Damir Skenderovic, Professeur UNIFR
- Crispin Thurlow, Professeur UNIBE